Herbst

Herbst

Der Nebel liegt sanft über den Feldern,

der Tag wartet unschuldig,

die Sonne noch gänzlich fern,

 Natur ist geduldig.

Ein langsames Erwachen,

bald in voller Pracht,

es entlockt  unser Lachen,

für jeden gemacht.

Einmal noch die Wärme spüren,

von den Strahlen zehren,

perfekte Tage, die berühren,

 niemand wird sich wehren.

Jetzt heißt es Abschied nehmen,

vor uns liegt das Triste,

Mächte die uns zähmen,

reihen sich in die Liste.

Glücklich wer geborgen,

sicher weich gebettet,

noch ist nichts verloren,

vielleicht ist man gerettet.

Es ist Herbst. Dieses Jahr empfinde ich den Start des Herbstes fast übergangslos vom Sommer. Vielleicht weil im Moment in dieser eigenartigen Zeit alles etwas „runtergefahren“ ist. Das Leben puliserte diesen Sommer nicht. Und hier finde ich den Übergang, um zu versuchen den erbärmlichen Zustand zu beschreiben, in dem sich ein Mensch befindet, ist er an Depression erkrankt. Als ich 2011 erkrankte, war es Hochsommer und ich war mit meiner Familie bei meiner besten Freundin in der Nähe von Los Angeles. Interessant war, dass ihre damals 13 Jahre alte Tochter als Einzige bemerkte, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich sprach und aß kaum. Obwohl ich bei Freunden an einem meiner liebsten Orte bei strahlendem Sonnenschein am Meer war, ging es mir schlecht. Man muss sich vorstellen es hängen andauernd dicke Wolken über einem; dichter Nebel umgibt einen permanent. Gedanken sind vernebelt, der Zustand wirkt bedrohlich und ließ mich nicht in den Schlaf finden. Über Monate angesammelter Schlafmangel raubte mir die Kaft.Von der Schwere fühlte ich mich zu Boden gedrückt. Ich aß nur mechanisch um nicht zu verhungern. Gesellschaftliche Anlässe, Ausgehen, Menschen treffen, überforderten mich. Überhaupt aus dem Bett hervor zu kriechen, kostete viel Überwindung. Wärme ist nicht zu spüren, Gefühle sind erfroren. Ich konnte mir selbst nicht erklären, was mit mir passiert war und glaubte lange, dass ich mich da alleine heraus manövrieren würde. Dem war nicht so. Im November offenbarte ich mich der Familie und suchte mir Hilfe. Das war entscheidend. Ein langer Weg über Jahre mit Therapie und Medikamenten begann. Das war meine einzige Chance. Und ich habe es geschafft! Ich möchte all denen Mut machen, die auch kämpfen. Sucht Hilfe! Man muss nicht alles alleine schaffen. Mein Bruder, einer meiner ersten Ansprechpartner damals, sagte als Arzt gleich zu Beginn: „Es gibt keinen Grund sich zu schämen. Es ist eine Erkrankung wie jede andere.“Das zu akzeptieren fiel auch mir anfangs sehr schwer. Heute lebe ich mit der Erkrankung. Und ich lebe gut 🙂

Autor: annaunschlagbar

Well, I guess it's not in the 10 commandments that old women cant climb up trees.

Ein Gedanke zu „Herbst“

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