Abschied von meinem Elternhaus

Abschied nehmen von einem Haus voller Leben,

leider brachten Schicksale mein Herz zum Beben .

Voller Freude , Pläne und Euphorie von meinem Vater ins Detail umgesetzt,

waren doch Herz und Seele meiner Mutter durch Krankheit zu verletzt.

Ein Familienglück war hier nicht zu finden ,

der verzweifelte Tod meiner Mutter nie zu überwinden.

Wenn ich mir den ersten Satz meiner Zeilen durchlese, stimmt er schon nicht. Mein Elternhaus war nie voller Leben. Ich kann mich noch gut erinnern, als mein Vater als gelernter Zimmermann unser Haus damals plante. Aufregend waren die Räume auf der Skizzenrolle. Mein Zwillingsbruder und ich bekamen endlich eigene Zimmer. Wir waren damals 12 Jahre alt. Das Haus war sehr offen und großzügig gebaut. Ein Traum wurde wahr. Nicht aber für meine Mutter, die unser Haus als zu groß empfand und bald an Depression erkrankte. Einen Zusammenhang mag es nicht geben, tatsächlich aber fühlte sie sich gleich wieder elendig, sobald sie die Tür betrat, wenn sie aus Kliniken zurückkam, in denen es ihr deutlich besser ging. Zwei Jahre kämpfte sie gegen die Krankheit an, bis sie aufgab und sich das Leben nahm. Es gab eine ungewisse Zeit von ca. 1 1/2 Monaten bis ihre Leiche im Wasser gefunden wurde. Ab diesem Zeitpunkt durften wir Kinder weder weinen, noch über sie reden. Trost wurde uns nicht gespendet. Heute undenkbar. Das war 1980, meine Mutter war gerade mal 40 Jahre alt, mein Bruder und ich 14. Es wurde sehr still im Haus. Mitte 20 zog ich aus. Mein Vater wohnte noch eine Weile dort, später mein Bruder mit seiner damaligen Freundin, die später seine Frau wurde. Als die beiden beruflich Rodgau verließen wurde das Haus frei und ohne zu überlegen, zogen mein damaliger Mann und ich ein. Lange lebten wir dort, meine Tochter wurde geboren. In der Zeit begleiteten uns drei Hunde. 2011 erkrankte ich selbst an Depression. Wieder wurde es still in unserem Haus. 2014 nach langer Therapie ging es mir viel besser und ich war stark genug meinen Mann zu verlassen. Lange schon waren wir nicht mehr glücklich.

Meine Eltern glücklich am Meer 1965

Im Herbst 2015 lernte ich meinen jetzigen Partner kennen. Anfangs kam er immer wieder auf das Thema zurück, ob wir beide nicht in mein Elternhaus ziehen sollten. Wir hätten viel Geld gespart, unsere beiden Hunde hätten sehr viel Platz auf dem Grundstück gehabt, für unsere Kinder hätte es genug Gästezimmer gegeben . Und er hätte im großen Keller und in der Garage Platz für Werkzeug und Motorrad gehabt . Immer wieder wurde diese Option zum Gespräch, da in unserer kleinen angemieteten Doppelhaushälfte natürlich wesentlich weniger Platz war. Gründlich überlegte ich mir, welche Gründe ich denn hätte dort einzuziehen. Meinem Vater zu Ehren, in Anerkennung seiner Leistung, könnte ich sein Haus bewohnen. Ein weiterer Grund wäre gewesen, meiner Tochter ihr Elternhaus zu erhalten. Ihr fiel es viel schwerer das Haus aufgeben zu müssen. Mein Partner hätte viel Platz. Ich fand keinen einzigen Grund für mich und bin so froh mich dagegen entschieden zu haben. Ich wäre nicht glücklich geworden. Im Sommer letzten Jahres haben mein Ex-Mann und ich es gut verkaufen können und direkt im Anschluß fanden mein Partner und ich ein wunderbares Haus. Ganz nach unserem Geschmack! Sofort wurde es zu unserem Zuhause. Ganz leicht. Das hätten wir in dem anderen Haus nie gefunden. Die Götter senden uns immer wieder Gelegenheiten, wir müssen sie nur ergreifen; im richtigen Moment.

Autor: annaunschlagbar

Well, I guess it's not in the 10 commandments that old women cant climb up trees.

Ein Gedanke zu „Abschied von meinem Elternhaus“

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