aus meinem Nähkästchen geplaudert…

Celebrities / Prominente

Berühmt, berüchtigt, bekannt, beliebt. Vor kurzem hat eine frühere Kollegin in facebook aufgelistet welche Berühmtheiten sie traf. Das brachte mich dazu auch darüber nachzudenken. Besonders in der Zeit von 1988 bis 2003, als der Flughafen Frankfurt mein Arbeitsplatz war, und vor allem in den Jahren als „Premium Services Representative“ bei American Airlines, hatte ich viele Begegnungen.

Meine erste besondere Begegnung hatte ich mit Mensch und Tier. Der Moment mit dem Tier war allerdings viel aufregender an dem Abend, als das berühmte Paar, auf das ich traf. 1992 bekam ich eine Einladung als Assistentin den damaligen General Manager von Singapore Airlines zu einem Geschäftsessen und anschließender Nachtshow in das Varieté-Theater Tigerpalast in Frankfurt am Main zu begleiten. Ein damals sichtlich ganz verliebtes Paar besuchte dieselbe Show und zog alle Blicke auf sich. Aber nicht das Model wurde auf die Bühne geholt, sondern ich! Braun siegte über blond ;). Ich erwähne es an dieser Stelle nur, weil bei einer anderen Begegnung blond tatsächlich ein Thema war. Ein Assistent des auftretenden Artisten kam zu mir und fagte mich, ob ich es schaffe mich sehr ruhig zu verhalten, wenn ich auf die Bühne gebeten werde, um ein erhabenes und stolzes Raubtier kennen zu lernen. Ohne nur einen Moment zu zweifeln, sagte ich sofort zu und saß später erstaunt auf dem Bühnenboden neben einem mächtigen schwarzen Panther, den ich ausgiebig streicheln durfte. Mein Herz raste vor Aufregung. Ich erinnere mich noch gut an das seidig glänzende Fell. Ein wirklich ganz besonderer Moment wurde mir geschenkt, den ich nie vergessen werde. In der Nacht war ich erst um 5 Uhr zuhause. Ich konnte nicht anders, als meinen damaligen Mann sofort wach zu rütteln, um ihm völlig überdreht nach dem Abend zu berichten, dass ich einen Panther streicheln durfte. Das berühmte Paar, nämlich Topmodel Claudia Schiffer und Magier David Copperfield, die am Nebentisch in der Bar turtelten, waren nebensächlich, wenn auch ein sehr hübsches Paar, damals.

Claudia Schiffer und David Copperfield

Komme ich als nächstes gleich auf „blond“ zurück. Und Boxen ist ein Thema. Als „Premium Services Representaive“ bei American Airlines umsorgte ich VIP-Passagiere. Ich empfing sie in der Lounge, beim First Class Check- in auf dem roten Teppich, holte sie vom Flugsteig ab, usw. An einem Morgen begleitete ich eine sehr heitere und auffällige Gruppe. Heiner Lauterbach (dt. Schauspieler), Cleo Kretschmer (dt. Schauspielerin), Ebby Thust (früherer dt. Box Promoter) und Dolly Buster (frühere tschechisch-dt. Pornodarstellerin) flogen First Class zum Boxkampf nach Las Vegas. Leider will mir nicht mehr einfallen, wer geboxt hat. War es Witali Klitschko? Kann gerne kommentiert werden. Nicht vergessen werde ich aber die infantilen Fragen von Herrn Lauterbach damals: „Warum sind Sie nicht blond?“ und „Gibt es Vodka an Bord?“ Auffällig auch der protzige Schmuck und die große Brille von Ebby Thust, das „Schlappmaul“ der Cleo Kretschmer und der gewaltige Busen von Dolly Buster. Anyway, ich brachte das illustre Grüppchen an Bord, erklärte dem Purser, um wen es sich handelt, denn, woher sollten die amerikanischen Flugbegleiter die deutschen Promis kennen. Neugierig lugten die Piloten aus ihrem Cockpit und blieben defintiv am Busen der Blondine hängen. Ich hoffe die Crew hatte damals Spaß. Ich fand den Morgen nicht so spaßig damals. Mir waren Zurückhaltung und Höflichkeit sehr viel lieber.

Der nächste Gast im Zusammenhang mit Boxen hatte diese bevorzugten Attribute und war eine sehr angenehme Bekanntschaft. Wie jeden Morgen checkte ich die Passagierliste und entdeckte den Namen Michael Buffer. Vor Jahren hatte Henry Maske den Boxsport salonfähig gemacht, so dass auch ich Kämpfe verfolgte. Und wer kennt aus dieser Zeit nicht Michael Buffer, der als bekanntester Ansager von Sportveranstaltungen, insbesondere von Boxkämpfen, weltweit galt. Buffers Markenzeichen waren ein Smoking mit schwarzer Fliege sowie der lautstark vorgetragene Schlachtruf „Let’s get ready to rumble“. Als ich die Rolltreppe vom Admirals Club, der American Airlines Lounge, hinunterfuhr, erblickte ich ihn in der Menge und begrüßte ihn als Fluggast. Er war erstaunt über meinen Empfang, freute sich aber über die Begleitung in die Lounge, sowie später durch die Sicherheitskontrollen bis zum Flugsteig. Zu guter letzt, entschied ich, da Platz war, ihm mit seinem fullfare Business Class Ticket ein Upgrade in die First Class zu geben. Zu ihm als Passagier musste ich der Crew natürlich gar nichts erklären, aber meiner Chefin gegenüber dafür umso mehr, warum er ein nicht notwendiges Upgrade bekam, zumal er ihr auch nicht bekannt war. Sein Glück also damals, dass er auf mich traf.

Michael Buffer

Ich bleibe beim Sport. Hier traf ich auf den ehemaligen deutschen Tennisspieler und Olympiasieger Boris Becker, die sehr sympathische amerikanisch-tschechische ehemalige Tennisspielerin Martina Navratilova. Für American Airlines betreute ich außerdem den US-amerikanischen Profigolfer der PGA TOUR und der Champions Tour „Boom Boom Freddy“ Fred Couples, der mir als sehr arrogant in Erinnerung blieb. Er war mir überhaupt nur bekannt, da mein damaliger Mann ausgiebig Golf im Fernsehen verfolgte und der Name oft fiel. Ebenfalls begegnete ich der sehr hübschen ehemaligen argentinischen Tennisspielerin Gabriele Sabatini. Mein Zwillingsbruder verehrte „Sabi“ als junger Mann. Ganz besonders ins Herz schloss ich den eher unbekannten Sportler Winthrop Graham. Der ehemalige jamaikanische Leichtathlet gewann zwei olympische Silbermedaillen im 400 m Hürdenlauf. Er flog damals auch öfter mit American Airlines. Beim ersten Wiedersehen vor der Lounge kam er freudestrahlend auf mich zu und rief „Andrea, so good to see you“ . In meinem Kopf ratterte es, wer er gleich wieder war, so viele Menschen und Namen sah ich täglich. Der Name des jungen Mannes prägte sich aber dann leicht ein, denn er war ein ganz liebreizender Mensch, der mir bei einem späteren Besuch in Frankfurt einen lila farbenen Mizuno Trainingsanzug mitbrachte, den ich lange in meinem Kleiderschrank aufhob. Überhaupt kann ich mich von so manchem Geschenk eines Passagiers bis heute nicht trennen.

Sehr oft betreute ich auch den ehemaligen Leichtathleten Michael Johnson. Ein imposanter Mann mit vier Olympiasiegen und acht Weltmeistertiteln über die Strecken 200 Meter und 400 Meter. Auch er war ein sehr angenehmer und ruhiger First Class Gast. Deshalb war es mir unangenehm ihn bei einem Wiedersehen um ein Autogramm für den Sohn einer Kollegin zu bitten. Er gab es mir aber bereitwillig. Als ich die gekritzelte Unterschrift der Mitarbeiterin gab, sagte sie, die Unterschrift sähe aber nicht nach „Jordan“ aus. Sie hatte Michael Johnson mit dem Basketballspieler Michael Jordan verwechselt, den traf ich allerdings nicht. So viel dazu ….

Michael Johnson

Mit großem Respekt begleitete ich den deutschen Politiker Hans-Dietrich Genscher, sowie Lech Walesa, den polnischen Friedensnobelpreisträger und Ex-Präsident. Sein Kampf gegen den Kommunismus machte ihn weltbekannt. Die US-Senatorin von Texas 1993 – 2013 Kay Bailey Hutchison nahm sich die Zeit mir ein paar Zeilen nach ihrer Rückkehr in die USA zu senden. Über Danksagungen von Passagieren habe ich mich immer besonders gefreut und habe einen großen Stapel bis heute in meinem Sekretär im Wohnzimmer.

Bevor ich zu meinen beiden Highlights komme, zuvor ein weiteres unvergessliches Erlebnis. Meine Aufgabe war es, den Sultan Bruneis, Herrn Hassanal Bolkiah samt Gefolge aus dem, der American Airlines Lounge mit einer Brücke verbundenen gegenüberliegenden Hotel Sheraton, in Empfang zu nehmen. Insgesamt waren 18 Familienmitglieder und Kindermädchen je nach Stellung in First, Business und Economy Class verteilt. Der Sultan fragte unmittelbar nachdem ich mich vorstellte nach einem männlichen Kollegen, gab aber tatsächlich „klein bei“, als ich ihm höflich aber bestimmt sagte, entweder er nimmt mit mir vorlieb oder aber niemanden. Wie eine Entenfamilie liefen wir über die Brücke; der Sultan neben mir, dahinter die Prinzen, Ehefrauen mit Kindern und das Schlusslicht bildeten die Nannies aus Sri Lanka. Ich erinnere mich gut an die Blicke seiner Söhne hinter mir; die Situation war ihnen sichtlich fremd. Ich platzierte die Großfamilie in der Lounge und begann mit Hilfe des Sultans den Check-in aller 18 Personen. Es wurde zur echten Herausforderung als ich merkte, dass ein Flugschein fehlte, denn die vollständigen Namen ähnelten sich doch sehr und waren ähnlich lang wie der des Oberhauptes selbst: Kebawah Duli Yang Maha Mulia Paduka Seri Baginda Sultan Haji Hassanal Bolkiah Mu’izzaddin Waddaulah Ibni Almarhum Sultan Omar Ali Saifuddien Sa’adul Khairi Waddien. Auch drängte die Zeit, denn die Familie musste rechtzeitig am Flugsteig sein, denn wir hatten ja ein vorgegebenes Zeitfenster (Slot) für den Abflug. Am Ende wussten wir wessen Ticket fehlte. Es war schnell neu ausgestellt und der Sultan zahlte über 8.000 DM in bar. Auch darüber war ich beeindruckt, ist es aber eigentlich kein Wunder bei einem Vermögen von mehr als 20 Milliarden US-Dollar. Ein aufregender Vormittag mit dem Ergebnis die Familie danach erneut betreuen zu dürfen.

Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee Brunei

Jetzt aber zu meinen beiden beliebtesten Herren aus der sagenhaften Zeit bei American Airlines. Ich beginne mit dem überschwänglichen Schauspieler Burton Leon Milo „Burt“ Reynolds, dem Bandit aus „Ein ausgekochtes Schlitzohr“. Für mich damals mit Ende 20 ein „echter Celebrity“. Ich durfte ihn auf der Straße im Ankunftsbereich Terminal 1 in Empfang nehmen; aber bitte so unauffällig wie möglich, auf gar keinen Fall war ein großes Schild mit seinem Namen erwünscht. Die einzige Information die ich hatte war, dass er in einem schwarzen Mercedes mit Stuttgarter Kennzeichen ankommen wird. Ich bin kurzsichtig. Das erschwerte die richtige Limousine ausfindig zu machen. Und wie gebe ich mich zu erkennen in meinem Kostümchen auf der Straße? Ich war sehr aufgeregt. Das durfte nicht schief gehen. Endlich sah ich den Wagen anrollen und winkte vorsichtig. Ein charmanter breit grinsender Burt Reynolds stieg aus, kam auf mich zu, drückte sich an mich und gab mir einen fetten Kuss auf die Wange. Das Eis war gebrochen und plaudernd erledigte ich alle Formularitäten und brachte ihn sicher auf seinen Platz im Flugzeug. Er nannte mich „Sweetheart“. Das süße Herz hatte er!

Burt Reynolds

Meine Nummer 1: Götz George ! Vor mehr als 5 Jahren leider verstorben. Ich habe ihn als Mann voller Güte mit strahlend blauen Augen kennen gelernt und mein einziges Autogramm ist von ihm. Als ich ihn von einem ankommenden Flug abholte, ihn in die Lounge begleitete und später zum Flugsteig, staunte ich permanent über die leuchtenden Augen, die angenehme Stimme mit der er fortwährend erzählte, die herzliche Art und vieles mehr. Immer wieder betonte er, wie dankbar er sei, dass ich ihn lotse. Ein so großartiger Schauspieler. Ich erinnere mich gut, als die Jungs in der Oberstufe einen Parka (tatsächlich war es eine M-65-Feldjacke der US-Streitkräfte) ähnlich dem, welchen er als „Schimanski“ im Tatort, trugen. Der Mann, den ich vor mir sah hatte nichts mit dem andauernd „Scheiße“ sagenden „Ruhrpott-Rambo“ aus Duisburg zu tun. Noch beeindruckender als in seinen unzähligen verschiedenen Film- und Theaterrollen, wirkte er als bescheidener Fluggast auf mich.

Götz George

In den 15 Jahren gab es so viele Begegnungen; aus Kollegen und Kolleginnen wurden Freunde. Ein Vielflieger von damals ist bis heute einer der von mir meist geschätzten wertvollsten Menschen. Mein Freund Frank, den ich nie missen möchte.

Natürlich gab es auch Tage an denen ich nicht mit Souveränität glänzte. Eine peinliche Anekdote gebe ich noch zum Besten. Die größten Shareholder von American Airlines waren zu Gast. Es wurde entschieden sie mit den Batterie betriebenen Autos an den Flugsteig zu bringen. Den Wagen vor mir fuhr die Admirals Club Managerin, neben ihr die Stationsleiterin mit einigen Gästen. Ich folgte mit den restlichen Aktionären an Bord im zweiten Wagen. Die erste Sicherheitsglastür galt es zu passieren. Erst wenn unsere Flughafenausweise kontrolliert waren, öffnete sich die zweiteilige Glastür zur Durchfahrt. Dummerweise ging ich davon aus, dass die Kontrolleure doch wissen müssen, dass ich zu dem Gespann dazu gehöre und werden mich ebenso passieren lassen. Leider nein, die Türen schlossen sich, es war für mich zu spät zu bremsen und ich rammte mein Wägelchen gegen die Absperrung. Meine Passagiere lachten zum Glück, das Sicherheitsglas hielt dem „Rumms“ stand. Nie vergessen werde ich aber die ruckartigen Umdrehungen meiner beider Vorgesetzten und ihr tötenden Blicke. Dennoch … Danke für eine wundervolle lehrreiche Zeit American Airlines!

American Airlines

Abschließend eine letzte flüchtige Begegnung. 2013 besuchte ich den Sportpresseball in der Alten Oper in Frankfurt. Mein Foto am Anfang des Beitrags stammt von diesem Abend. Auf einem der langen Gänge, in dem Moment ganz leer, traf ich auf den ehemaligen deutschen Fußballspieler, -trainer und -funktionär Franz Beckenbauer. Wir beide waren auf der Suche nach den Toiletten und beschließen sie gemeinsam zu suchen. Natürlich trennten unsere Wege sich dann. Tatsächlich verließen wir aber gleichzeitig die Alte Oper in der Nacht und Herr Beckenbauer lächelte mir noch einmal zu.

Ich bin ein Teil aller Menschen denen ich je begegnet bin.

Alfred Tennyson

Franz Beckenbauer

Kleine Fluchten

Komm, gönnen wir uns kleine Fluchten,

suchen uns die schönsten Buchten,

einfach ungezügelt durchbrennen,

dem Glück entgegen rennen.

Egal, geschützt unter mächtigen Palmen,

oder einsam auf friedlichen Almen.

Der Seele den Frieden geben,

das Leben endlich erleben.

Zu den weit entfernten Fidschi-Inseln,

wo Süßwasserfische um uns tingeln,

uns mit ihrer farbenfrohen Vielfalt zeigen,

die Welt ist ein großer bunter Reigen.

Zu den mächtigen Wasserfällen von Iguazú,

pack‘ den Koffer, es fehlst nur du!

Es gibt so vieles für uns zu entdecken,

lass uns Geist und Seele erwecken.

„Kleine Fluchten“ schrieb ich im Dezember 2013. Ich selbst finde, dass ich viel aussagekräftigere Gedichte verfasst habe, diese Zeilen sind einfach nur irgendwie nett, dieses jedoch habe ich mal bei einem Wettbewerb eingereicht und es wurde tatsächlich veröffentlicht und in einem Gedichtband abgedruckt.

Ich liebe das Reisen und so sehr vermisse ich es im Moment. Seit Jahren hatte ich immer mindestens zwei Ziele schon festgelegt und hangelte mich so durch das Jahr. Fahre in die Welt hinaus; sie ist fantastischer als jeder Traum!

Nach dem Abitur lehnte es mein Vater ab mich finanziell zu unterstützen, sollte ich studieren wollen. Jahrelang habe ich darunter gelitten, dass mir das Studium nicht ermöglicht wurde, ich traute mich aber auch nicht, mich dagegen aufzulehnen. Ich hatte überhaupt keinen Plan was ich stattdessen machen sollte, alle meine Freunde studierten. Da ich Jura studieren wollte bestand mein Vater auf eine Lehre als Anwaltsgehilfin. Für mich hatte damals das eine nichts mit dem anderen zu tun, dennoch stellte ich mich in einer Anwaltskanzlei vor und beschloss aber schnell diesen Weg nicht zu gehen. Mein Geschenk nach dem Abitur und zum 18. Geburtstag im Mai 1984 war damals, ab jetzt gibt es kein Taschengeld mehr. Es waren sowieso nur 10 DM/Woche, die jeden Freitag abend mit dem Eintritt ins „Funkadelic“ in Frankfurt am Main schon futsch waren.

Ich jobbte dann 3x in der Woche in einer Kneipe und entschloss mich zu einer IHK geprüften Sprachausbildung in Frankfurt. Mein Ziel war nur Flughafen….und weg! Es war ein privates Institut für Industrie und Wirtschaft mit einer monatlichen Gebühr von 410 DM. Dieses musste ich komplett alleine finanzieren; auch da wollte mich mein Vater nicht unterstützen, also konnte ich nicht sofort starten. Die Zugfahrt mit 100 DM im Monat kam auch noch hinzu. Fast ein Jahr arbeitete ich ungelernt Vollzeit in einer Jeansboutique auf der Frankfurter Zeil, um mir die anfallenden Ausbildungsgebühren anzusparen. Es waren lange Tage im Einzelhandel und vorbei war erst einmal die unbeschwerte Zeit. Auf meine Freunde im Studium war ich neidisch.

Irgendwann war es soweit, ich hatte genug Geld zusammen, um das Fremdspracheninstitut in Frankfurt zu besuchen und zwei Jahre später als 3-sprachige Wirtschaftskorrespondentin erfolgreich zu verlassen. Sofort bewarb ich mich bei der FAG, heute Fraport und konnte erste Reisen antreten. Die Stadt London machte den Anfang und ich liebe diese lebendige und multikulturelle Stadt noch heute! Was für ein Potpourri an verschiedenen Menschen! Wie aufregend und spannend für eine junge Frau von 22 Jahren. Es war damals so einfach. Philippine Airlines flog über London Gatwick nach Manila und ich konnte einfach bei der Zwischenlandung aussteigen. Ein Zimmer hatte ich im Stadtteil Bayswater bei einer Familie aus Pakistan. Ein paar Jahre später nahm ich mal meinen damaligen Mann mit. Es war für ihn unvorstellbar wie ich dort wohnen konnte. Das Frühstück wurde in diesem typischen Londoner Haus im Keller eingenommen. Er ekelte sich damals so sehr vor dem dicken Teppich im dunklen Keller, dass er keinen Bissen runter bekam. Ich konnte es gar nicht nachvollziehen. Der Ort war für mich perfekt 🙂

Sobald eine Kollegin und ich alt genug waren, um ein Auto anzumieten, flogen wir standby nach San Fancisco. Wir müssen ca. 25 Jahre alt gewesen sein. Unwissend dachten wir damals ein Zimmer für die erste Nacht downtown ist sicher. Die Gegend war übel. Nachts schreckten wir aus dem Schlaf hoch, da vermummte Männer Autoscheiben mit Baseball Schlägern einschlugen. Das kannte ich nur aus der Serie „Straßen von San Francisco“. Tagsüber empfand ich die ersten Straßen aus dem Block als ein Spießrutenlauf inzwischen gefährlicher Menschen. Aber es ging immer alles gut. Ich erinnere mich nur, dass wir gegen den ekligen Geruch des Mietwagens versuchten anzukämpfen, jedoch erfolglos. In nur 10 Tagen fuhren wir den Pacific Highway von San Francisco nach San Diego mit natürlich einigen Zwischenstopps und waren begeistert. Kalifornien ist noch immer mein begehrtes Reiseziel. Später, als ich für American Airlines tätig war, reiste ich sehr häufig dorthin. Durch meine Stippvisite als Assistant Manager bei Singapore Airlines, lernte ich Singapore und Bali kennen. Das war 1992. Als Angestellte konnte ich nicht nur günstig fliegen, sondern auch übernachten und Autos anmieten. Das war natürlich großartig. In Singapore ließ mich der Hotelmanager eines 5-Sterne Hotels 3 Tage umsonst wohnen, sogar. Das waren noch Zeiten (seufz). Von da ging es ins paradiesische Bali. Zu Bali fällt mir eine lustige Blamage in einer Diskothek ein. Schon am Eingang bekam man eine Nummer für ein späteres Spiel. Als die Nummern irgendwann in der Nacht aufgerufen wurden, hatte die gezogene Nummer eigentlich mein damaliger Mann, der weigerte sich jedoch, also stellte ich mich der Herausforderung. Es ging darum einen Ballon auf zu blasen und dann auf den Knien durch einen Parcours zu manövrieren. Aufgeregt und erleichtert, dass ich überhaupt geschafft hatte ihn aufzublasen und zu verknoten, legte ich los und vergaß die Welt, bzw. das Publikum um mich. Irgendwann klopfte jemand auf meine Schulter und sagte: „Sweetheart, game over.“ während ich noch eifrig unterwegs war. Jeder, wirklich jeder andere war schlauer als ich und blies den Ballon nur wenig auf, was es natürlich viel viel leichter machte. Meiner flog ja richtig ! 🙂

Als ich zu Continental Airlines wechselte, war ich zu Schulungszwecken wieder häufig in London und flog in 1 1/2 Jahren 6x nach New York. Das war 1993. Ich kaufte dort echte Roller Blades und fand mich natürlich extrem cool damit im Central Park unterwegs zu sein. Heute fährt mit diesen Retro-Rollschuhen meine Tochter am Tempelhofer Feld ihre Bahnen und meine Sorge ist es, dass es irgendwann einfach zu einem Materialbruch kommt und sie stürzen könnte. Über Newark New Jersey konnten wir mit ganz kleinen Propeller Flugzeugen damals an die Golfküste Floridas nach Sarasota, Tampa, Naples oder Fort Myers fliegen. Die Strände sind mit karibischen Stränden zu vergleichen und ich liebe die vielen Brücken dort. Pfaue schlendern durch die Straßen, Manatees sind dort zuhause und Pelikane natürlich. „Anna Maria Island“ mag ich am liebsten. In Miami fing damals der Schönheits-OP-Boom an, was sehr befremdlich für mich war und auch heute noch ist.

Als ich letzlich bei American Airlines reisen durfte, zog es mich immer wieder nach Kalifornien, mit Abstechern nach Nevada. Mein Traumwohnort bleibt der nicht bezahlbare Ort Agoura Hills. Über die Santa Monica Mountains ist man schnell am Pazifik. Arizona fand ich spannend; als ich aber aus dem Flugzeug das karge Land mit den hohen Kakteen sah, wusste ich, es wird nicht so spannend wie in meiner Vorstellung, nur viel zu heiß. Da ich immer mehr Tickets als wirklich Urlaub hatte, flog ich manchmal kurzfristig in freien Tagen einfach mal z.B. nach San Antonio Texas. Ich genoss dieses Leben und die Reisemöglichkeit sehr.

Auch später behielt ich es immer bei. Die weiteste Reise ging an die North Shore Oahu Hawaii, die aufregendste war eine Tour zu Pferd durch die Wildnis Kanadas. Besonders war auch Marrakesh und auch die Wüstenaufenthalte in den arabischen Emiraten habe ich genossen.

Meine Tochter war standby vom Babyalter an schon auf vielen Reisen nach Kalifornien dabei und natürlich bei allen Familienreisen in ferne Länder. Auch sie zieht es in die Ferne und so traurig es mitunter war, sie lange zu vermissen, bin ich doch froh, dass sie an der Welt so interessiert ist. „Viel wandern macht bewandert.“ – Peter Sirius. Ein Jahr besuchte sie eine Highschool in Napa Valley, nach dem Abitur reiste sie mit einem umgebauten Auto mehrere Monate durch Neuseeland. Gemeinsam machten wir mehrere Mutter – Tochter Kurztripps in den letzten Jahren. Wir hatten tolle Aufenthalte in London, Barcelona, Mailand, Amsterdam und Edinburgh und es sollen noch viele dazu kommen!

Jetzt habe ich mich völlig verloren und könnte noch etliche Reisen aufzählen. In den Jahren als ich sehr an Depression litt, half das Reisen mir enorm. Es war immer eine Flucht. Manche Jahre war ich zwei mal in USA und zweimal in den arabischen Emiraten, dazu noch im Skiurlaub und mehrere Kurztrips waren auch noch auf dem Programm. Es fehlt mir. Es gibt noch so viel zu entdecken. Andere Länder, unterschiedliche Kulturen sind eine Bereicherung und ich kann es kaum erwarten wieder in ein Flugzeug zu steigen. Irgendwann hatte ich mal geschaut, was der weit entfernteste Punkt von meinem Wohnort ist und landete bei den Fiji Inseln. Von den Wasserfällen von Iguazú erreichte mich einmal der begeisterte Anruf eines meiner liebsten Freunde. Und es gibt noch so viel mehr auf meiner bucket list.

“Wenn dich einmal das Reisefieber packt, gibt es kein bekanntes Heilmittel, und ich bin gerne bis zum Ende meines Lebens daran erkrankt.” – Michael Palin